Entschlüssle die Welt der INCI's: Ein Blick hinter die Kulissen!

1. Was sind INCI's?

Die Abkürzung INCI steht für “International Nomenclature of Cosmetic Ingredients” und bezeichnet seit 1997 die gesetzliche Vorgabe für die korrekte Angabe der Inhaltsstoffe auf Kosmetikprodukten.

Pflanzliche Stoffe werden mit ihrem botanischen Namen, dem Pflanzenteil und der Form des Materials bezeichnet, z.B. ‘Avena sativa Kernel Oil’ für Hafer-Öl oder ‘Magnolia Officinalis Bark Extract’ für Magnolienrinden-Extrakt.

Für synthetische Inhaltsstoffe wird meist die englische bzw. chemische Bezeichnung wie ‘Tocopherol’ für Vitamin E genommen.

2. WICHTIG: Wie kommt die Reihenfolge zustande? Was steht in der INCI-Liste ganz vorn?

Die Inhaltsstoffe eines Kosmetikprodukts werden nach absteigender Menge aufgelistet: Das heißt, dass Inhaltsstoffe mit den mengenmäßig größten Anteilen zuerst genannt werden.

Inhaltsstoffe, die weniger als 1% im Produkt enthalten sind, können anschließend ohne bestimmte Reihenfolge angegeben werden. 26 als allergen eingestufte Bestandteile von Duftstoffen müssen ab einer gewissen Menge ebenfalls in der INCI aufgeführt werden. Ganz zum Schluss der INCI stehen die im Produkt enthaltenen Farbstoffe mit der jeweiligen CI-Nummer (Colour-Index), z.B. CI 77941 für rotes Eisenoxid.

Bei Glycerin ist z.B. die Stellung ganz entscheidend. Wenn der Stoff an 10. Stelle steht, ist er unproblematisch, erst Recht, wenn er aus Pflanzen gewonnen wird. Wenn Glycerin allerdings als einer der ersten drei Stoffe rangiert, ist davon auszugehen, dass er nicht das Beste für Deine Haut ist. Siehe dazu meinen Blog über Glycerin (https://www.angel-minerals.de/blog/inci-check-so-schaedlich-sind-diese-5-kosmetik-inhaltsstoffe) und die INCI Fibel https://www.angel-minerals.de/Informativ/Inci-Fibel/

Nano-Partikel müssen mit dem Wort ‘Nano’ in Klammern gekennzeichnet werden.

3. Wie entsteht eigentlich die INCI eines neuen Rohstoffs?

Die Datenbank CosIng umfasst etwa 30.000 Namen für kosmetische Rohstoffe. Aber wie wird eigentlich vorgegangen, wenn ein neuer innovativer Wirkstoff entwickelt wurde, dessen Name sich noch nicht in diesem Index befindet?
Für neue Wirkstoffe können neue INCI-Namen beantragt werden. Diese Bezeichnungen müssen zur Prüfung eingereicht werden. Wenn die Prüfung der Eingabe durch die Kosmetik-Kommission erfolgreich war, wird dem Material der INCI-Name zugewiesen und dieser in die Datenbank aufgenommen.

Erst dann kann der Rohstoff in einem neuen Produkt eingesetzt werden.

4. Was die INCI nicht aussagt

Für Verbraucher*innen ist die INCI meist nicht einfach zu verstehen. Das liegt nicht nur an den komplizierten Fachbegriffen, sondern auch an anderen Punkten. So lassen sich die genauen Mengenangaben der eingesetzten Rohstoffe nicht aus der Angabe der Inhaltsstoffe ablesen: Ob der Bestandteil an der zweiten Stelle der INCI-Deklaration nun mit 10% oder 30% vertreten ist, steht nur in der Rezeptur des Kosmetikprodukts. Wäre dieser Punkt hingegen "durchsichtiger", könnte ein Produkt von so ziemlich jedem nachgebaut werden.

Außerdem können sich Wirkstoffe durchaus hinsichtlich ihrer Qualität unterscheiden. Wie hoch beispielsweise die Konzentration der unterschiedlichen Bestandteile in einem Wirkstoff ist, steht nicht in der INCI.Es ist auch nicht zu entnehmen, ob in dem Produkt ein Billigfüllstoff enthalten ist und zu welch hohem Anteil.

Auch der Herstellungsprozess wird in der INCI nicht spezifiziert: Hinter einem in der INCI gelisteten Extrakt können Wirkstoffe mit verschiedenen Eigenschaften stecken – je nachdem, welche Art der Extraktion ausgewählt wurde und welche Bestandteile entsprechend darin enthalten sind.

5. Mehr Transparenz durch Kommunikation

Nicht nur ich, sondern viele Endverbraucher*innen von Kosmetik werfen mittlerweile vor dem Kauf eines Produkts einen Blick auf die INCI-Deklaration. Letztlich kann die INCI jedoch nur eine grobe Orientierungshilfe sein. Für die Beurteilung der Wirksamkeit oder Nachhaltigkeit eines Produkts sind mehr Informationen als die Angabe der Inhaltsstoffe nötig.

Zudem wird die Orientierung an den INCI-Angaben durch die Medien verwirrt. Man kann beobachten, dass sich die Journalisten immer mal wieder auf einen bestimmten Stoff stürzen, der als „gefährlich“ beschrieben wird und dabei keine Differenzierung vorgenommen wird, wie z.B. in einen Topf geworfen wird, ob ein Lippenstift ‚Azo-Farbstoffe‘ oder ‚Azo-Pigmente‘ enthält. Letzterer wird vom Körper ausgeschieden und birgt somit keine Gefahr. Der erste allerdings schon. Neuestes Beispiel ist der Stoff ‚Titandioxid‘, der als schlichtweg gefährlich und krebserregend eingestuft wird. Er ist es aber nur, wenn er in Nano-Partikeln im Produkt enthalten ist.

Als Hersteller muss man dann leider feststellen, dass man eigentlich sagen und schreiben kann, was man will. Es wird einem nur dann Glaube geschenkt, wenn 100%iges Vertrauen besteht. Das zu erreichen, ist bei Neukunden nicht einfach, bei Stammkunden hingegen erfreulich leicht.

6. Hilfe bei der Entschlüsselung der INCI's

Eine Hilfe kann für Dich sein, wenn Du Dir bestimmte Inhaltsstoffe rausschreibst, die Du schon durch Berichte kennengelernt hast und die Du auf keinen Fall in Deinem Produkt finden möchtest. Danach klopfst Du dann das Produkt vor dem Kauf ab. Solche Signal-Stoffe könnten beispielsweise sein: Mineralöl, MOSH, PEG, Talc, Polymere. So habe ich angefangen, mich schrittweise über die "Blacklist" der INCI's, die nichts an meinem Körper zu suchen haben, zu informieren. Wichtig ist dieser Lernprozess in jedem Fall, der nur am Anfang mühevoll ist. Los geht's. Fang mit den Produkten in Deinem Bad an.