Mein Friseurbesuch beim Naturfriseur - mehr als Haare.

Mein letzter Friseurbesuch war für mich so derart beeindruckend, dass ich darüber einen Blog schreiben muss. Zugegeben: Das, was ich dort erlebte, ist mit Sicherheit nicht in jedem Salon machbar und ganz bestimmt auch finanziell nicht möglich, so wie Friseure ihren Job gewohnt sind. Mir wurden jedenfalls von meinem Friseur dort 4 Stunden geschenkt, in denen er sich ausschließlich mit mir beschäftigt hat. Keine anderen Kundinnen, keine weiteren Angestellten, keine Telefonate, keine Terminvereinbarungen nebenher. Nichts außer mir. Allein das war ein besonderes Geschenk.

Grau werden zu Corona-Zeiten 

Auf den Termin hatte ich ein paar Monate warten müssen, weil ich zwischendrin verschieben musste und auch wegen der gesteigerten Friseurnachfrage nach den ersten Post-Corona-Öffnungen. Eigentlich hatte mich die Pandemie dazu gebracht, zu dem Grau in meinen Haaren mehr und mehr zu stehen. Davor hatte ich Naturfarben bei mehreren Friseuren genießen dürfen. Die Erfahrungen mit der Farbe waren unterschiedlich, worauf ich aber jetzt nicht eingehen möchte. Am Anfang der Grauperiode fand ich mich noch recht schön, konnte ich doch auch noch mit unseren Hair Concealern arbeiten. Ich begann am Ansatz - zeitlich aufbauend - mit Blond, dann kam Ashblond und als das Weiß stärker wurde, folgte Brünett und am Schluss sogar das dunkle Indian Summer. Dann habe ich es einfach gelassen und dem Ergrauen freien Lauf gewährt. 

Graues Haar - meinem Alter entsprechend? 

Das war zwar ungewohnt aber doch meinem Alter entsprechend. Halt mal, was soll das denn heißen – meinem Alter entsprechend? So etwas gibt es für mich doch überhaupt nicht – oder? Ich muss mich wohl fühlen – nur das zählt – egal zu welchem Alter mein Stil, die Frisur oder die Haarfarbe passt. Aber das Grau, was immer mehr Überhand auf meinem Kopf nahm, entsprach am aller wenigsten meinem inneren Wesen. Eigentlich bin ich eine absolute Verfechterin von grauem Haar bei Frauen, wenn es der Frau steht. Bei manchen sieht das Grau richtig gut aus. Das ist besonders bei Wintertypen der Fall und auch bei manchen Sommerfrauen. Aber ich bin ein Frühlingstyp und da weiß ich schon, dass es nicht optimal aussieht, weil das Ergrauen kalt und hart rüber kommt. Trotzdem habe ich mich darauf eingelassen, die Erfahrung zu machen und Corona hat mir dabei geholfen. 

Nicht mehr ausgehalten

Irgendwann habe ich das Bild, was ich von mir im Spiegel sah, nicht mehr ausgehalten und ich habe die für mich erste Gelegenheit nach den Wiederöffnungen der Friseursalons ergriffen und mich auf einen neuen Friseur eingelassen. Immerhin kam eine Friseurpause von 1 ½ Jahren zustande. Ich hatte bei ihm schon einmal eine Beratung, die mich zuversichtlich machte, dass er das mit der Farbe hinbekommt. Das Problem meiner Haare war nämlich immer, dass mir das Resultat der Naturfarbe entweder zu dunkel war (was mir überhaupt nicht steht) oder nach zwei Mal waschen wieder draußen war. Natürlich wurden mehrere unterschiedliche Produkte ausprobiert. Aber es waren nicht nur die Produkte, die andere sind sondern es war eine vollkommen andere Vorgehensweise im Umgang mit der Farbe. Bei meinem letzten Friseurbesuch wurde mir nämlich nicht nur eine Farbe sondern drei unterschiedliche Farben auf einmal aufgetragen. Dies nachdem der Friseur analysiert hat, dass der Grauwert auf meinem Kopf unterschiedlich ist: 30, 50 und 80 %. Deshalb die drei Pötte, aus denen er immer wieder abwechselnd die Pampe auf mein Haar pinselte. 

Es war anders als gewohnt

Aber nicht nur das war anders als gewohnt. Es war auch die Einführung mit einem sehr persönlichen Gespräch, was getragen war von echter Empathie. Er fragte nach den Gründen, warum ich das Grau nicht mehr „ausgehalten" hätte. Nicht ohne zu bemerken, dass er mich sehr schön damit findet und dass ich mir das gut überlegen solle, weil es eine echte Entscheidung ist, vom Grau zurück in die Farbe zu gehen. Will ich das wirklich – alle 2 bis 3 Monate zum Färben? Ändert sich dadurch für mich mein Zustand gravierend? Was bedeutet es für mich, das Grau zu haben und zu behalten? Schnell kamen wir zu meinem Gefühl, mich alt und hässlich mit dem Grau zu fühlen. Genauso schnell kamen wir über die Antibiotika, die ich seit geraumer Zeit nehmen muss, zu meiner Blasenentzündung, die nicht heilen will. Von meiner Chakra-Arbeit weiß ich, dass die gesamt Blasenproblematik „Ungeweinte Tränen" sind. Und doch kann ich sie nicht weinen sondern nur im Herzen spüren.

Zeit für mich

Die finanziell schweren Pandemie-Zeiten, in denen es kein Zurücklehnen gab, die schlimme Zeit, „Long Covid" gesundheitlich zu überwinden, kürzlich der Rausschmiss aus unserem Haus und auch die Wunde in meinem Herzen, Freunde durch Covid wegen Gesinnungsspaltung verloren zu haben. All das hat mein Herz schwer werden lassen. So schwer, dass ich sogar zu einem Kardiologen ging. Auf einmal war all das da, stand im Raum des Friseurs, kam in mein Bewusstsein durch diesen Menschen, der sich Zeit für mich genommen hat und sehr wohl wusste, dass hinter meiner Blasenentzündung und dahinter, mein Ergrauen nicht auszuhalten, sich noch ganz andere Dinge versteckt haben mussten.

Haar-Rituale

Ja, mit meinem Haar habe ich eine ganz besondere Beziehung. Ich lasse es einfach wachsen, verwende keine Pflege-Produkte sondern nur eine Bürste, mit der ich das, was auf der Kopfhaut ausgeschieden wird, ins Haar bürste. Das ist die beste Pflege für das Haar und von mir seit 1994 praktiziert. Ich wasche meine Haare frühestens nach 14 Tagen, meistens später. Auf dem Foto habe ich sie 5 Tage nach der Färbung nicht gewaschen. Es gibt einen Aufklärungsbogen zum Besuch des Friseurs, durch den man aufgefordert wird, all seine Wasch- und Pflegeprodukte mitzubringen. Das belustigt mich immer sehr, weil ich nur ein einziges habe: Ein Natur-Shampoo. Sonst nichts. Weil mein Leben stark von den Ritualen der Native Indians beeinflusst ist, würde ich meine Haare nur im Trauerfall schneiden lassen, dann aber kurz. Dann lasse ich mir mein abgeschnittenes Haar zusammenfegen und nehme es mit. Draußen wird es für die Vögel und andere Tiere in der Natur verstreut, die damit ihre Nester bauen können.

Haare sind Energieträger

Das kommt Euch vielleicht recht komisch vor aber wisst Ihr, dass Haare leben und Träger Eurer Energien sind. Wenn Ihr sensibel genug seid, könnt Ihr spüren, wenn Euer Haar mit anderen Haaren im Mülleimer des Friseurs verschwindet. Versucht es mal. Friseure haben im allgemeinen Verständnis für solch einen Habitus. Aber von meiner Friseur-Neuentdeckung würde ich meine Haare auch ohne Trauerfall mal schneiden lassen. Er hat dafür eine spezielle Technik, die er mir erklärt hat und mit Hilfe derer er auch das Trocknen behandelt hat. Er hat jede einzelne Strähne gedreht und in seine Form gedrückt. Dadurch sind meine Naturlocken total schön rausgekommen. So würde er die Haare auch in Form schneiden und nicht einfach ab-schneiden. Ich bin gespannt. Tatsächlich lasse ich mich ein, weil ich das Gefühl habe, vertrauen zu können. Alles, was auf meinem Kopf vorher grau bzw. weiß war, ist jetzt goldblond und der Rest hat einen Honigton. Insgesamt sieht es vollkommen natürlich aus und ich darf mich wieder schön fühlen. Das Foto vermittelt vielleicht einen ausreichenden Eindruck.

Ich wünsche Euch allen eine ebenso beeindruckende schöne Erfahrung bei einem Friseur und auch Bewusstsein für Euer Haar.

Eure Karin